Fotografien meist in Schwarz und weiß und eine Ästhetik, welche die Filme des Kinos der Zwanziger Jahre als Vorbild sieht. Peter Lindbergh ist ohne Zweifel einer der ganz Großen unter den Fotografen.
Kindheit und frühe Jahre
1944 im damals noch deutschen Lissa (heute Leszno, polnisch) als Peter Brodbeck geboren, verbrachte er seine Kindheit im im nordrheinwestfälischen Duisburg. Um dem Wehrdienst zu entgehen zog er vorübergehend in die Schweiz und später in das, durch die vier Besatzungsmächte verwaltete Berlin. Angesichts der deutschen Vergangenheit konnte er den Dienst an der Waffe nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. 1971, nach dem Besuch mehrerer Kunsthochschulen in Luzern, Berlin und Krefeld wandte sich Lindbergh der Fotografie zu. In der Zwischenzeit hatte er u.a. Frankreich, Spanien und Marokko bereist. Für Marokko bekam er nach kurzer Zeit ein Einreiseverbot, da er mit Einheimischen gemeinsam Marihuana konsumiert hatte.
Mit 26 Jahren kaufte er sich seine erste Kamera, eine gebrauchte Minolta. In der Folgezeit waren zunächst die Kinder seines Bruders sein meistgewähltes Motiv. Als Assistent des Werbefotografen Hans Lux erlernte er die Basics des Fotografenhandwerks. In dieser Zeit nahm er auch den Namen Peter Lindbergh an, da in Düsseldorf bereits ein wenig gut gelittener Fotograf names Peter Brodbeck arbeitete.
Der Sprung nach Paris
Nach der Eröffnung seines ersten eigenen Fotostudios arbeitete Lindbergh ab 1973 an der Seite von Fotografen wie Helmut Newton, Guy Bourdin und Hans Feurer. Nach äußerst erfolgreichen Jahren in Deutschland mit Tagesgagen von bis zu 6000 DM folgte er 1978 einem Angebot der franzöischen Zeitschrift Marie Claire und siedelte quasi über Nacht nach Paris über; wie er selbst sagt, ohne ein Wort französisch zu können. Als Fotograf für Marie Claire und Vogue gelang Lindbergh hier der internationale Durchbruch. Nacheinander arbeitete er für die italienischen, die englische, die französische, die deutsche und zuletzt auch für die amerikanische Ausgabe der Vogue. Auch wurden zahlreiche Prominente auf Ihn aufmerksam. So ließen sich u.a. Mick Jagger, John Travolta und Nastassia Kinski von ihm ablichten. Auch Madonna und Tina Turner zählten in jenen Tagen zu seinen Kunden. Neben der Vogue konnte Lindbergh auch lukrative Verträge mit anderen Maganzinen, wie Vanity Fair und Rolling Stone, abschließen.
Die Erfindung des Supermodels
1988 fotografierte Lindbergh für die amerikanische Vogue. Die Zusammenarbeit mit der Vogue-Redakteurin Anna Wintour führte zu einem legendären Fotoshooting. Die Models Naomi Campbell, Cindy Crawford, Linda Evangelista, Tatjana Patitz und Christy Turlington standen für Lindbergh gemeinsam vor der Kamera. Diese Aufnahme, die im Januar 1990 in der britischen Ausgabe der Vogue als Cover diente, gilt als die Geburtsstunde der Supermodels. Unmittelbar durch dieses Bild inspiriert war das Musikvideo zu “Freedom! 90” von George Michael, in dem alle fünf Models ebenfalls auftraten.
Wechsel zu Harper’s Bazaar und zurück zu Vogue
Von 1992 an arbeitete Lindbergh für das Modemagazin Harper’s Bazaar und unterschrieb dort einen Vierjahresvertrag. Sehr zu Verdruss von Anna Wintour. Erst 2010 trafen sich die beiden erneut in Paris und schlossen erneut Freundschaft. Mittlerweile arbeitet Peter Lindbergh allerdings wieder für die Vogue und ist dort mit einem Exklusivvertrag ausgestattet. Zu seinen Motiven in der jüngeren Vergangenheit gehörten u.a. Cara Delevingne und Uma Thurman. Privat lebt Lindbergh weit weniger glamourös. Zurzeit lebt er in einem Haus im französischen Arles. Seine Frau Petra war zum Zeitpunkt, da sie sich kennen lernten, eine Köchin in einem Hotel im indischen Goa.
Stil und Einflüsse von Peter Lindberghs Fotografie
Einen konkreten Stil bei Peter Lindbergh auszumachen ist sehr schwer. Auch er selbst verneint die Frage ob er jemals einen festen Stil gefunden habe. Geprägt wurde Lindberghs Kunst zum einen durch seine Kindheits- und Jugenderfahrungen. So bestätigt er selbst eine gewisse Affinität zu Städten und Industrie, welche wohl auf sein damaliges Umfeld im industriellen Duisburg zurückgeht. So fotografierte, laut eigener Aussage, später in Paris jede Ecke auf der Suche nach dem perfekten Motiv. Es sei ihm wichtig, die Models im richtigen Leben zu zeigen. Ebenfalls großen Einfluss auf seine Fotos hat das deutsche Kino der 1920er Jahre. Lindbergh fotografiert ausschließlich in schwarz-weiß und legt großen Wert auf die natürliche Schönheit seiner Models. Selten sieht man auf seinen Bildern die Frauen lächeln. Dafür ist jede Falte und jede Pore zu sehen. Anders als viele andere Fotografen fängt Lindbergh an zu fotografieren, bevor das Set wirklich steht. So entwickeln sich seine Shootings oft anders als ursprünglich geplant und dennoch verblüffen die Ergebnisse.
Peter Lindbergh – einer der größten seiner Zunft
Zweifelsohne ist Peter Lindbergh einer der einflussreichsten Fotografen überhaupt. Seit nunmehr über 40 Jahren im Geschäft, kann er auf eine der wohl beeindruckensten Karrieren überhaupt zurückblicken. Umso erstaunlicher ist die Bodenständigkeit und die klare Sicht der Dinge, wie sie in vielen Interviews deutlich werden.
Weitere Infos:
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Lindbergh
https://filmfluesterer.wordpress.com/2016/04/24/der-lindbergh-stil-portraits-mit-charakter/
https://fashionlovealex.com/2016/08/29/pirellicalendar-is-back-and-im-obsessed-with-the-new-idea-fashion-moda/
Bildquelle: https://modeandmaison.wordpress.com/2016/04/18/peter-lindbergh-x-vogue-italia/